Das häusliche Umfeld kann einen großen Beitrag dazu leisten, ob ein Demenz-Patient sich wohl fühlt, ob er (oder sie) sich orientieren an vertrauten Mustern und Erinnerungen orientieren kann und ob es gelingt, zumindest anteilsmäßig noch eine gewisse Selbständigkeit zu erhalten. Vertraute Elemente im Haushalt können hier einen nicht unerheblichen Beitrag leisten. Auch vertraute Menschen, liebgewonnene Gegenstände und Erinnerungsstücke sind nicht selten eine gute Hilfe dabei, sich in einer Situation schwindender geistiger Kräfte, zu orientieren. Hierbei kann es hilfreich sein, Veränderungen im Haushalt zu vermeiden.
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier
Es braucht keine Demenzerkrankung, um zu realisieren, dass wir alle mit unseren Gewohnheiten verwurzelt sind. Ein fester Tagesablauf gibt unserem Leben Struktur. Wir haben unsere morgendliche Routine, die mit dem Gang ins Badezimmer beginnt. Darauf folgen das Frühstück und die Fahrt zur Arbeit. Wir genießen unsere Mittagspause und zur fortgeschrittenen Stunde den Feierabend. Dann folgt etwas Zeit für den Sport oder für das Familienleben. Je nach Wochenplan reservieren wir uns etwas Zeit für das Vereinsleben oder für den Stammtisch. Vielleicht auch für eine Kartenspielegruppe oder für die abendliche Wanderung mit dem Hund durch die Straßen der Stadt oder das Dorf. Was wäre unser Leben ohne all diese festen Eckpunkte und ohne die Routine? Manchmal fühlen wir uns wie verkettet mit diesen Verpflichtungen, aber auf der anderen Seite geben sie unserem Leben auch Orientierungspunkte und etwas halt. Viel wichtiger sind solche Routinen noch für Menschen mit einer Demenzerkrankung.
Pflege zu Hause: Zwischen Umbau und Orientierung
Wird die Pflege eines Menschen zu Hause gelöst, dann ist dies in aller Regel auch mit gewissen Umbaumaßnahmen verbunden: Vielleicht ist eine ebenerdige Dusche vonnöten, um die Körperpflege der betroffenen Person aufrecht zu erhalten. Vielleicht muss auch das Schlafzimmer umgebaut werden: Entsprechende Hilfen können die betroffene Person dabei unterstützen, den Einstieg und den Ausstieg in das Bett zu erleichtern. Wird die pflegebedürftige Person zum Rollstuhlfahrer, so müssen eventuell die Türen verbreitert werden, um die Mobilität in der Wohnung aufrecht zu erhalten. Stolperfallen und Schwellen sollten beseitigt werden. Aber bei allen Umbaumaßnahmen sollte es das Ziel bleiben, dass so viel vertraute Objekte in der Wohnung erhalten bleiben. Schränke und Kommoden, Schlafzimmermöbel und natürlich auch die Bilder an den Wänden. Fotoalben und im Verlauf der Jahre gesammelte Zeitungsartikel sollten immer griffbereit sein. Auch wann, wenn die pflegebedürftige Person dazu neigt, diese Dinge gelegentlich zu „verkruschteln“. Ein Haus verschluckt nichts und alles wird früher und später wieder aufgefunden.
Wenn kleine Veränderungen zum Problem werden
Manchmal sind es schon die kleinen Veränderungen im Haushalt, die für die pflegebedürftige Person zum regelrechten Problem werden. Wir können dies dann nicht immer sofort nachvollziehen. So kann etwa eine schwarze Fußmatte den Eindruck erwecken, es habe sich ein unüberwindbarer Abgrund vor einer Tür aufgetan. Die Reaktion der betroffenen Person führt zur Panik, sie beginnt zu schreien und Möbel umzuwerfen. Die pflegenden Angehörigen sollten diesen Moment nutzen, um zu rekapitulieren, welche Änderungen denn gerade im Haushalt vorgenommen worden sind. Vielleicht lassen sich diese Änderungen auf einfach Weise wieder rückgängig machen?
Eine sehr große Veränderung: Der Umzug in ein Pflegeheim
Wenn schon sehr kleine Veränderungen zur Unruhe und zum Verlust der Orientierung führen können, wie mag dann erst der Umzug in ein Pflegeheim auf die betroffene Person wirken? Entsprechend wichtig ist auch die Entscheidung, ob die Pflege in einem Pflegeheim oder zu Hause realisiert werden sollte. Im Pflegeheim ist für die einen Menschen mit Demenzerkrankung fast alles neu. Hier gibt es nur wenig Erinnerungsstücke und vertraute Strukturen, die dabei helfen, sich trotz der Erkrankung zurecht zu finden. Eine Betreuung zu Hause, soweit möglich, kann daher immer eine interessante Alternative zur Pflege im Pflegeheim sein.
Ich muss meine Mutter leider in ein Seniorenzentrum geben. Gut zu wissen, dass auch eine Pflege zu Hause möglich ist. Dennoch wird diese bei uns schwer umsetzbar sein.