Wenn der Beckenboden nachgibt – Belastungsinkontinenz ist kein Tabuthema mehr
Belastungsinkontinenz, auch als Stressinkontinenz bekannt, gehört zu den häufigsten Formen der Harninkontinenz – vor allem bei Frauen. Betroffene verlieren ungewollt Urin, sobald der Druck im Bauchraum steigt, etwa beim Husten, Niesen, Lachen oder körperlicher Anstrengung. Die gute Nachricht: Diese Form der Inkontinenz ist in vielen Fällen behandelbar oder sogar heilbar.
✅ Was ist Belastungsinkontinenz?
Bei der Belastungsinkontinenz kommt es zum Urinverlust ohne Harndrang. Schon alltägliche Bewegungen oder reflexartige Aktionen wie Husten oder schweres Heben können den Blasenschließmuskel überfordern. Ursache ist meist ein geschwächter Beckenboden, der den inneren Druck nicht mehr ausreichend ausgleichen kann.
💡 Typische Symptome
Urinverlust bei körperlicher Belastung – ohne vorherigen Harndrang
Tröpfchenweiser oder stärkerer Harnabgang beim Lachen, Springen, Treppensteigen
Häufige Unsicherheit im Alltag aus Angst vor „Unfällen“
Rückzug aus dem sozialen Leben
📊 Einteilung der Belastungsinkontinenz in 3 Schweregrade
Grad
Beschreibung
Grad 1
Urinverlust bei Husten, Niesen, Lachen oder Heben
Grad 2
Urinverlust bei alltäglichen Bewegungen wie Gehen oder Aufstehen
Grad 3
Urinverlust bereits im Liegen, ohne Bewegung
⚠️ Ursachen der Belastungsinkontinenz
Häufige Ursachen bei Frauen:
Schwangerschaft und Geburt
Hormonelle Veränderungen in den Wechseljahren
Übergewicht
Schwere körperliche Arbeit
Chronischer Husten oder Verstopfung
Bei Männern:
Operationen an der Prostata, z. B. nach Prostatakrebs
Verletzungen oder Schwächen im Blasenschließmuskel
Selten: neurologische Ursachen oder Rückenmarksverletzungen
🧘♀️ Was hilft gegen Belastungsinkontinenz? – Behandlungsmöglichkeiten im Überblick
🟢 Konservative Therapien (bei Grad 1–2)
Beckenbodentraining (gezielte Übungen zur Stärkung der Muskulatur)
Biofeedback-Geräte zur besseren Wahrnehmung der Muskelaktivität
Elektrostimulation zur Muskelaktivierung
Vaginalkonen als Trainingshilfe bei Frauen
Gewichtsreduktion, um Druck auf den Beckenboden zu reduzieren
Toilettentraining (geplante Toilettengänge zur Blasenkontrolle)
💊 Medikamentöse Behandlung
Östrogenhaltige Cremes oder Zäpfchen bei Hormonmangel (Frauen)
Duloxetin – ein Medikament, das den Blasenschließmuskel unterstützt (mit möglichen Nebenwirkungen)
🛠️ Operative Eingriffe bei schwerer Belastungsinkontinenz (Grad 3)
TVT-Operation (Einlage eines Bandes zur Unterstützung der Harnröhre)
Kolposuspension (operative Anhebung des Blasenhalses)
Unterspritzung der Harnröhre mit auffüllenden Substanzen
Künstlicher Schließmuskel als letzte Maßnahme bei ausgeprägtem Muskelausfall
🧴 Alltagstipps & Hilfsmittel
Geeignete Inkontinenzprodukte (Vorlagen, Einlagen, Urinale für unterwegs)
Keine Periodenprodukte verwenden – diese sind nicht auf Urinabsorption ausgelegt
Sanfte Intimhygiene: nur klares Wasser, keine aggressiven Seifen
Pflegehilfsmittel bei anerkanntem Pflegegrad kostenfrei über die Krankenkasse beantragen
💬 Fazit: Belastungsinkontinenz ist kein Tabuthema
Belastungsinkontinenz betrifft viele Menschen – und sie lässt sich in den meisten Fällen gut behandeln. Der wichtigste Schritt ist der Gang zum Arzt und das offene Gespräch. Moderne Therapiemöglichkeiten sowie eine Vielzahl an Hilfsmitteln ermöglichen es Betroffenen, wieder sicher und aktiv am Leben teilzunehmen.
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